Lanz von Liebenfels gilt heute als einer der radikalsten Vordenker der Auswüchse des Nationalsozialismus. Einen tiefen Einblick in die Ideenwelt des ehemaligen Zisterzienser-Mönches geben die hier erstmalig nach dem Erscheinen in den 1930er Jahren wiederveröffentlichten Briefe des Georg Joseph Lanz, die im Lauf Ihrer Veröffentlichungsgeschichte mehrere Namenswechsel des Reihentitels durchgemacht haben.
Die Nummern 1 - 4 erschienen unter dem Titel „Ariomantische Bücherei, Sammlung rassenphilosophischer und rassenreligiöser Briefe, 5 erschien unter dem Titel „Ariomantische Briefe an meine Freunde“, 6 - 10 waren mit „Briefe an meine Freunde“ betitelt. Weiter ging es mit 11 - 16 als „Luzerner Briefe an meine Freunde“, die Nummern 17 - 19 sind nie erschienen.
Als Entstehungszeitraum der Briefe kann in den meisten Fällen 1933 – 1935 angenommen werden, ab Band 26 springt die Datierung der einzelnen Nummern zurück auf 1929 und 1930 und mitunter sogar auf 1908.
Die Veröffentlichung und der Druck erfolgte während der Lebenszeit der Reihe wechselnd im Deutschen Reich, in Österreich, in der neutralen Schweiz und in Ungarn.
Die in den kleinen, meist um 16 Seiten umfassenden Schriften behandelten Themen befassen sich mit Ernährung und Lebensreform, christlicher Mystik, dem Mystiker Jakob Lorber, vorchristlichen Kultorten wie Vineta-Rethra und dem Gotenbischof Ulfilas. Darüber hinaus enthalten sie aber auch groteske Ideen und Vorschläge zur Staatsverbesserung: Z. B. eine „Wettbewerblotterie“, zum „Geld- und Reichtumserwerb durch den Arier“. Preise sollten u.a. für „das schönste Kleid“ vergeben werden. Ebenso befremdlich erscheint dem heutigen Leser der Glaube des Lanz an verschiedene Vorzeitwesen, darunter „Urzeitdrachen, Walküren, Greifen und geflügelte Issuri-Vormenschen, die Eier legten“
307 Seiten, zahlr. Abb., Broschur / Kart.
Die „Ariomantischen Briefe des Lanz von Liebenfels“ geben einen einzigartigen Einblick in die Gedankenwelt eines Mannes, der nicht nur als „Ideengeber Hitlers“, sondern auch als glühender Rassist und Antisemit gilt. Der zweite Band der Reihe enthält die erstmals publizierten Briefe Nr. 11 bis 21, wobei die Nummern 17 bis 19 aus unbekannten Gründen nicht erschienen sind. Innerhalb dieser, nunmehr als „Luzerner Briefe“ firmierenden Abhandlungen aus den Jahren 1934 bis 1936, sind zwei bemerkenswerte Neuerungen im Denken des Lanz feststellbar. Zum einen subsumiert er hier Juden unter die Taschandalen, zum anderen aber, ruft er zu einem Gewaltverzicht gegenüber diesen „Feinden“ auf: „Es ist“, so Lanz, „überflüssige Kraftvergeudung, die Tschandalen, unsere geborenen Feinde, zu bekämpfen, zu hassen, zu verfolgen, zu peinigen.“ Schließlich handelt es sich bei ihnen in der Gedankenwelt des Ariosophen um eine Art „gefallener Engel“: „Gedenket“, so Lanz in seinem 11. Brief, „daß fast in allen heute lebenden Juden und Tschandalen gefallene Arierseelen verkörpert sind.“
239 Seiten, mehrere Abb., Broschur
Der dritte Band der Reihe enthält die Briefe Nr. 22 bis 29, die zwischen 1929 und 1935 datiert sind, wobei die numerisch späteren Briefe Nr. 26 bis 29 bereits 1929 und 1930, die früheren Nummern 22 bis 25 später erstellt wurden. Das liegt daran, daß Lanz früher verfaßte, für ihn von größerer Bedeutung erscheinende Abhandlungen über Musaes, Pythagoras und Apollonias später nochmals als Ariomantische Briefe herausgab.
Insbesondere die letztgenannten Briefe zeugen von einem tiefen Wissen über esoterische Überlieferungen, verdeutlichen aber zugleich die thematische Verengung des Autors: Vormenschen und Götter sind bei Lanz stets irgendwelche „Elektrozoa“ (Elektrowesen) oder „Theozooa“(Gottwesen) – halbgöttliche, menschenartige Wesen, die mit besonderen Attributen und Fähigkeiten ausgestattet waren: Greifen, Drachen usw. Engel und Walküren haben demnach „wirklich existiert und waren elektrozoisch organisierte halbgöttliche Wesen, mit magischen Kräften.“ Ähnlich auch die Vorstellung „eigeborener“ und „eierlegender Götter“, als „Anthroposaurier der modernen Paläo-Anthropologie“.
So wie in früheren Briefen äußert sich Lanz in den hier enthaltenden Briefen auch wieder zur naturgemäßen Landwirtschaft und zu Garten und Küche als Gesundheitsgrundlage. Hier predigt der Ariosoph ein strengeres Vegetariertum als in seinen vorangehenden Ernährungsempfehlungen, in denen er Fleischgenuß in Maßen nicht verurteilte. In seiner ariomantischen Heilküche liefert er zugleich wertvolle und bis heute bewährte Hinweise zur Nutzung von Gemüse und Kräutern zur Gesundheitsvorsorge und Heilung. Bei seinen Ernährungs- und Anbauratschlägen orientiert sich der Ariosoph an seinerzeit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die mit den Namen Emil Abderhalden und Lili Kolisko verbunden sind und warnt unter anderem weitsichtig vor der damals aufkommenden Kunst- und Frischedünger-Nutzung sowie der chemikalischen Schädlingsbekämpfung.
251 Seiten, Abb., Broschur
Georg Lanz von Liebenfels gilt heute nicht nur als „Mann, der Hitler die Ideen gab“, sondern zudem auch als eines der abschreckendsten Beispiele für Rassismus und Frauenfeindlichkeit in Schriften des beginnenden 20. Jahrhunderts.
Geschuldet ist die tatsächliche Einstellung des von Liebenfels auch der Erziehung in einem katholischen Orden, aus dem er sich zwar aufgrund des eklatanten Widerspruchs zwischen Lehre und Wirklichkeit löste, ohne aber die dort gepredigte Rückständigkeit der Frau und anderer, nichtchristlicher fremder Völker abzulegen.
In seiner Schrift „Theozoologie“ versucht er den Nachweis zu erbringen, daß die „Götter“ der Mythen als vorzeitliche, mit eigenartigen elektrischen Kräften ausgestattete Wesen tatsächlich auf dieser Erde gelebt haben und daß die „höhere“ (die „blonde heroische“) Rasse körperlich von ihnen abstamme, während die Tiere und die „niederen Rassen“ aus der Vermischung dieser „Theozoa“ mit „Dämonozoa“ entstanden sind. Von Bedeutung ist diese Veröffentlichung für heutige Leser aufgrund der Zusammenstellung überlieferter Mischwesen und frühzeitlicher Menschenformen, die insbesondere für den Zweig der Erforscher archäologischer Rätsel der Vergangenheit eine reichhaltige Quelle darstellt.
Mit dieser Ausgabe liegt nun die „Theozoologie“ erstmals als kommentierte Ausgabe vor, die zahlreiche Anmerkungen und Richtigstellungen des Herausgebers umfaßt und zudem einen Nachdruck der Ostara-Ausgabe 101 mit biographischen Details zum Autoren aus erster Hand von ONT-Mitglied Johann Wölfl enthält.
159 Seiten, zahlr. Abb., Broschur
Einzelpreis: 61,60 Euro
Diesen Artikel haben wir am 13.02.2025 in unseren Katalog aufgenommen.